Die Geschichte von den „Schwabenkindern“

Das Münchner Erzähl-Festival: Erzählerinnen am Gerhart-Hauptmann-Ring
Am 8.11. gab es für die 7. Klassen ein besonderes Programm. Die Erzählerin Gabi Altenbach kam im Rahmen des „Erzählfestivals“ an unsere Mittelschule. Im Theaterkeller erzählte sie den Schülern der 7. Klassen die wahre Geschichte von den Schwabenkindern, die sich noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts von Vorarlberg und Tirol in jedem Frühjahr auf den Weg nach Schwaben machen mussten, um sich dort auf dem Ravensburger Kindermarkt zu verdingen. Denn ihre Eltern, bitterarme Bauern, hatten nicht das Geld, ihre Kinder durchzubringen und waren froh um das Zubrot, das ihre Kinder ihnen am Ende des Sommers mit nach Hause brachten.
Schon auf dem Weg durch das unwegsame Gebirge auf Wegen, in denen der Schnee im Frühjahr noch oft hoch lag, waren die Kinder Hunger, Kälte und Gefahren ausgesetzt. Sie mussten froh sein, dass der Pfarrer, der sie begleitete, wenigstens dafür sorgte, dass sie nachts in ärmlichen Unterkünften übernachten konnten. Endlich dann auf dem Kindermarkt in Ravensburg in Schwaben entschied es sich, wer welches Kind „erwarb“ und wie es dann jedem Kind im Laufe des Sommers bei seinem „Besitzer“ ergehen würde.

Die Erzählerin Gabi Altenbach verstand es, diese dramatische Geschichte anschaulich zu vermitteln. Natürlich war die ganze Aufmerksamkeit der Zuhörer gefordert, da die Erzählerin sich abwechselnd in die Rolle dreier Schwabenkinder versetzte. Lisa, Kathrin, und Anton erzählen abwechselnd von ihrem harten Weg, von der anstrengenden Arbeit und den Schikanen, denen sie im Laufe des Sommers bei ihren Dienstherrn ausgesetzt sind. Besonders erschütternd war die Geschichte Antons, der im Laufe des Sommers erfährt, dass sein jüngerer Bruder, der nachts immer im Unterstand auf dem Feld übernachtete, dort verbrannt ist.

 

In der Klasse 7a beschäftigten die Schüler im Anschluss an die Erzählung noch viele Fragen:

Warum zogen die Kinder schon im Frühjahr über die Berge und nicht im Sommer?
Machte sich die Mutter der Kinder Sorgen um ihre Kinder?
Gab es dort keine Polizei?
Wollten die Kinder den Weg freiwillig gehen? Oder warum mussten sie all das machen?
Was passierte den Kindern während ihrer Arbeitszeit?
Ist die Geschichte wahr oder erfunden?
Wie endet die Geschichte?

Um all diesen Fragen nachzugehen, plant die Klasse 7a die Lektüre des Jugendbuchs über die Schwabenkinder „Hungerweg“ von Othmar Franz Lang. Und auch den preisgekrönten Film über die Schwabenkinder von Jo Baier werden wir sehen.

Bettina Nir-Vered

Diesen Beitrag teilen