Ein neues Leben im zwölften Stock
Wir wohnen in der Trabantenstadt. Dort wurden vor wenigen Jahren in kürzester Zeit mindestens ein Dutzend Wohnsilos aus dem Ackerboden gestampft. Als ich geboren wurde, lebten hier am Rande der Großstadt noch kleine Bauern. Heute sind sie alle Millionäre, seitdem sie ihre Felder und Mooswiesen als Bauland an die Wohnungsbaugesellschaft verkaufen durften. Uns stört es nicht, dass dort, wo wir jetzt wohnen, vor einem Jahrzehnt noch Kühe und Schafe gegrast haben. Wer zu uns zu Besuch kommt, der denkt vielleicht, so wie heute hätte es hier schon seit Jahren
ausgeschaut. Aber Pustekuchen! So etwas nennt man Fortschritt. Papa sagt oft, dass wir froh sein könnten, im Jahrhundert der Technik zu leben, in dem alles auf Fortschritt und Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet wäre. Was er damit meint, lässt sich in ein oder zwei Sätzen gar nicht erklären. Jedenfalls dürfen auch wir an diesem Fortschritt teilhaben, seitdem wir aus unserer alten Behelfsheimsiedlung in den zwölften Stock von einem dieser Wohnsilos umgezogen sind. Papa meinte, wir sollen uns jetzt das Leben so angenehm wie möglich machen. Was er damit sagen wollte?