Sissi – eine dramatische Fantasie
Bericht vom Auftritt der Theater-AG auf dem Münchner Schultheaterfestival
Der pädagogische Wert der Theaterarbeit allein entscheidet nicht darüber, ob eine Theatergruppe für einen Auftritt auf dem Münchner Schultheaterfestival ausgewählt wird. Es müssen schon sowohl die Spielidee als auch die schauspielerische Leistung überzeugen. Die Theater-AG am Gerhart-Hauptmann-Ring ist froh und stolz, dass ihr dies im noch laufenden Schuljahr gelungen ist.
Mit enthusiastischem Spieleifer stürzte sich eine rein weibliche Riege von Schauspielerinnen auf die Darbietung des Lebens und Sterbens der Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt „Sissi“. Die Handlung beginnt mit dem Mord an der Kaiserin am Genfer See, woraufhin sie sich an ihr zurückliegendes Leben erinnert, das nun noch einmal auf der Bühne vor dem Publikum abläuft. Der Kult um Sissi als Kitschfigur, um ihren Schlankheits- und Schönheitswahn wurde dabei parodistisch aufs Korn genommen. Die dramatische Handlung aber lief zu auf die Tragik ihres Todes, auf die Begegnung mit ihrem Mörder, einem von der Gesellschaft ausgestoßenen unehelichen Kind und späteren Anarchisten, der im Mord an der Kaiserin Rache für sein eigenes grausames Schicksal nahm.
Um dieses Geschehen überzeugend entwickeln zu können, wurde die historische Wahrheit zu einer dramatischen Fantasie umgeschrieben und zugleich mit der melancholischen Musik von Modest Mussorgsky unterlegt, die ihr eine neue, düstere Note verlieh.
Als Schauspielerinnen glänzten Danijela Filipovic als „Sissi“, Panna Szalo als „böse Schwiegermutter“ bzw. historischer Kaisermutter Sophie, Luiza Balinga als Mörder Lucheni, Anna Avrutis als Sissis Mutter bzw. der Herzogin von Bayern sowie als Lateinlehrer, Dana Tafipolski als Sissis Schwester Helene, Rebeca de Souza in verschiedensten Auftritten u.a. als König Ludwig und Kaiser Franz Josef. Weitere Mitspielerinnen waren Sagal Scheich Mohammed, Tobi Oguntobi, Dahlia Jassem und Aizabell Dawood. Um die Lichttechnik kümmerte sich Jasmin Löbelt.
Die von Manuela Clarin entwickelte Bühnenbild-Idee mit einer prächtigen Schlossseite und einer rückwärtigen, ärmlichen Naturkulisse als Hintergrund für das düstere Leben Luchenis sowie für Kutschen und Schiffe wurde von der Klasse 6b an einem Projekttag aus beklebten und bemalten Tischen und Bänken geschaffen. Wie immer schuf Stefanie Maar in kaum vorhandener Zeit und aus wenigen Mitteln galante Kostüme und hübsche Bühnenbilddetails.
Die Vorführung der Darbietung am 12.4. auf der großen Bühne der Wagenhalle in der Pasinger Fabrik war ausgebucht. Alle Schauspieler gaben ihr Bestes, sie spielten hinreißend und erhielten für ihre Darbietung lang anhaltenden, ja donnernden Applaus.
Bettina Nir-Vered
Leitung Theater-AG